Archive for the ‘Eva und Adam’ Category

Marx modern machen …

 Als Arbeitsthesen seien in den Raum gestellt:

Die Welt entwickelt sich nach immer besser erkennbaren Gesetzen insgesamt vom Niederen zum Höheren.

Alle Entwicklung vollzieht sich in Systemen aus widerstreitenden und innerhalb des jeweiligen Systems aufeinander angewiesenen Gegenkräften.

Innerhalb der Gesellschaft von Intelligenzen bilden sich in Abhängigkeit vom Entwicklungsstand der „Produktivkräfte“ Gruppen von natürlich unterschiedlichen bzw. gegensätzlichen Interessen heraus, die Klassen, deren Kampf in Abhängigkeit vom Stand dieser „Produktivkräfte“ neue, höhere Systeme ermöglicht, „ökonomische Gesellschaftsformationen“ genannt. Der Kampf der gegensätzlichen Klassen führt bis zur Möglichkeit ihrer Aufhebung oder zum Untergang der Menschheit als Ganzes.

Die Klasse, die ein System ohne Klassengegensätze durchsetzen und erhalten will, braucht ein bewusstes politisches System zur Niederhaltung der Machterhaltungssysteme der alten Machtbesitzer. Die Ausschließung der Machtpotenz der letzten besitzorientierten Klasse ist eine demokratische Diktatur, zur Unterscheidung von der vorausgegangenen „Diktatur der Bourgeoisie“ „Diktatur des Proletariats“ genannt.

So könnte man das fast noch intellektueller zusammenfassen, als das Marx selbst getan hatte … man könnte aber auch einfach sagen: Schön, dass wir inzwischen eine Weltanschauung haben, die uns wissenschaftlich begründet, warum wir uns wohin entwickeln … und was wir konkret dafür tun müssen. Das Problem ist eigentlich „nur“, dass wir es WIRKLICH tun müssen …

Pornografie und Prostitution im Kommunismus (2)

  Nun finde ich die moralische Abwertung sexual-körperlicher Dienstleistungen nicht sachlich begründet. Ein Großteil von „normalen“ Jobs enthält genauso (wenn auch unterschiedlich viele) Elemente, bei denen der, der sein Geld verdienen muss, ein Stück seiner Persönlichkeit dabei verkauft. Dies trifft für fast alle „Verkäufer“ (Vertreter) zu. Wenn sie nicht naiv / dumm sind, dann wissen sie, dass es im Interesse des potentiellen Kunden wäre, ein anderes Produkt zu erwerben. Sie unternehmen aber im Interesse ihres eigenen Lebensunterhalts geistige Kopfstände, um zu beweisen, dass genau das, was sie anbieten, das richtige ist. Bei einer „Nutte“ kann man viel eher davon ausgehen, dass das, was sie verkauft, auch das ist, was der Käufer wirklich haben wollte. Und es gehört zum Wesen des Kapitalismus, dass nichts von der Verwandlung in eine Ware ausgespart bleibt.

Nur … im Kapitalismus ist Prostitution Arbeit – im Kommunismus ist halt Sexlust beidseitige Sexlust.

Natürlich bleiben gesellschaftliche Einrichtungen notwendig, die die Folgen fataler Missverständnisse beseitigen bzw. schlichtend eingreifen.Es gibt meine Veranlassung zu der Annahme, in einer klassenlosen Gesellschaft gäbe es keine Vergewaltigungen. Eine Gesellschaft, in der alle eventuell biologisch potentiell negativ wirkenden Anlagen biologisch beseitigt würden, wäre ja keine kommunistische. Sie wäre eine Zwangsvorauswahl. (Nichtsdestotrotz betonen bürgerliche Wissenschaftler die biologische, erblich bedingte Disposition von Fehlverhalten.)

Eine „Arbeit“, die in ihrer Komplexität heute noch unbekannt ist, wird aber das Schaffen von Bedingungen sein, unter denen eine maximale Harmonie in der Gestaltung der meisten Lebensumwelt aller Menschen sein – etwas, was in der Symptombehandlung heute Sozialarbeiter wären.

Hier entsteht wieder eine Schwierigkeit mit dem Arbeitsbegriff. Bei aller Wichtigkeit, bei aller Idealität sind „Arbeiten“ an einem Lebensumfeld des höchsten Wohlbefindens nicht wertschöpfend.

Pornografie und Prostitution im Kommunismus

  Man kann die Antwort auf eine solche Überschrift kurz machen – und sie ist im Wesentlichen richtig. Im Kommunismus gibt es keine Warenwirtschaft mehr, also auch kein allgemeines Äquivalent Geld, also entfällt alles das, was Sexualität und Warenbeziehungen miteinander verbindet. Prostitution ist die Warenform der Sexualität. Also aus und vorbei.

Wie gesagt: Richtig.

Aber wie immer nicht vollständig.

Vorsichtshalber habe ich schon einmal „Pornografie“ nicht einbezogen. Hier stößt man nämlich auf kompliziertere Beziehungen. Ich halte es für möglich, dass die Pornografie auf ganz andere Art und Weise verschwinden könnte. Das hängt damit zusammen, dass der Begriff nicht so eindeutig zu definieren ist. In Teilen Indonesiens kann man heute wegen Küssens in der Öffentlichkeit der pornografischen Handlung bezichtigt (und bestraft) werden. Sprich: Was P. ist, ist eine Deutungsfrage, die vom Grad der Prüderie der Gesellschaft abhängt. P. reduziert das Zeigen erotischer Beziehungen auf ihre körperliche Seite. Aber die gehört doch dazu!

P. begann ja bereits in der DDR die moralischen Mauern abzubauen. Wenn die Gesellschaft allen ihren Mitgliedern zugesteht, so viel von sich selbst öffentlich zu zeigen, wie dies dem Selbstbild des Einzelnen entspricht, dann verliert natürlich auch das Zeigen von Intimitäten seine „Anstößigkeit“. Am FKK-Strand wird weniger in „Ausschnitte“ geschielt …

Das Problem ist dabei nur das sich entwickelnde Maß. Auch wenn die „andere Gruppe“ zur Minderheit geworden sein sollte, muss gesichert bleiben, dass sie einen größeren Bereich als intim auffassen darf.

Marktwirtschaft lebt vom neugierig Machen. Wovon lebt eine Gesellschaft, in der jeder wirklich frei selbst bestimmen kann?

In gewisser Hinsicht könnte eine kommunistische Gesamtgesellschaft in der Mehrheit aus einer Fülle von lauter Minderheiten bestehen.

Das Internet dürfte bereits das Medium sein, innerhalb dessen all die kleinen Zahlen von besonderen Interessen und Vorlieben zueinander finden.

Nichts muss in einer vorgegebenen Normierung gestaltet werden. So können also auch die Wenigen, die „abartige“ sexuelle Vorlieben entwickelt haben, diese im Kreise Gleichartiger ausleben. Sie sind damit nicht mehr abartig. Dazu dürfte gehören, dass sich auf solchem Weg Menschen zusammenfinden, die ohne Bindungsabsicht sozusagen „rein“sexuelle Befriedigung suchen.

Für die war die „Marktwirtschaft“ teilweise verständlicher. Zumindest aus dem Gesichtswinkel derer, die eine sexuelle „Dienstleistung“ in Anspruch nahmen. Das einzige Regelungsmittel war der Preis. Genau dies eine fällt mit dem Ende des Sozialismus weg. Damit fällt aber auch die moralische Distanzierung „Nutte“ weg. Wer dann sagt, „Ich will im Moment nur Sex“, von dem weiß man, dass er / sie nur Sex will – während heute der Gelderwerb dahinter verborgen sein kann (meistens ist).

Osterpredigt

  Eine der Fragen, auf der die besondere „Liebe“ vieler Schüler zu ihrem Deutschlehrer und der ganzen Literatur fußt, ist die tiefsinnige Frage „Was wollte der Dichter uns damit sagen?“ – eventuell einfallsreicher formuliert, aber dem Sinn nach also die Versuche der Interpretation. Einige Religionslehrer machen sich das etwas leichter: Sie erklären den Schülern gleich, wie die Geschichte zu verstehen ist – und zwar genau so. Allerdings übersehen sie dabei geflissentlich, dass sich das Christentum von einer verfolgten zu einer verfolgenden Institution gewandelt hatte.

Jede gute Geschichte hat einen wahren Kern und eine Aussage, die sie nicht agitatorisch, sondern als mehr oder minder gute Parabel eingekleidet verbreiten soll.

Berücksichtigen wir möglichst, dass keine absolut zeitnahen Schilderungen der Ereignisse gibt, dass es mindestens eine Figur gibt, die für sich in Anspruch nehmen könnte, DER Jesus zu sein, dass wenn etwas durch mündliches Weitersagen erhalten wird, es in einer dem Erzähler entsprechenden Weise ausgeschmückt wird und aus den Weitersag-Geschichten sich erst etwa 300 Jahre nach den Ereignissen eine „amtliche Lesart herausschälte, dann darf man, was erzählt wird, als eine eigene Form der Literatur betrachten.

Die Ereignisse von Karfreitag bis nach der Kreuzigung braucht man nicht nachzuerzählen. Sie dürften als Allgemeingut in unserem Kulturkreis gelten. Aber wie viel Wahrheit steckt in jener Grundgeschichte, wenn wir den Versuch anstellen, sie von der Lesart offizieller Kirchenpropaganda zu befreien.

Nehmen wir Jesus Christus als Revolutionär. Das ist nicht weit hergeholt. Das Urchristentum hatte noch eine konsequente Aussage: Die Verhältnisse, unter denen die Menschen auf der bekannten Erde zusammenleben, sind ungerecht. Diese Ungerechtigkeit wird ihnen durch andere Menschen angetan, die durch ihren Besitz auffallen.

(Beide Teilaussagen wurden später durch „die Kirche“ relativiert und ihres Sinns entleert.)

Es ist ebenfalls nicht abwegig, dass ein kluger Mensch zu dem Gedanken durchdrang, dass eine gewaltsame Änderung der Verhältnisse nicht möglich war. Genauer: dass sie nur die Personen an der Macht ausgetauscht hätte.

Die (scheinbare) Rettung: eine Dauerhafte moralische Überlegenheit derer, die aus der Spirale der Gewalt in Duldung ausweichen und damit das kurze Erdenleben für ein unendliches Himmelsleben opfern. Für den, der vom Leben im Himmel überzeugt ist, eine lohnende „Investition“.

Konsequenz ist gefragt. Auch die ersten Jünger des neuen Glaubens sind nicht alle zur totalen Konsequenz fähig. Sie sind Menschen und unter ihnen findet sich ein Verräter, der den Almosen der Macht erliegt.

Für den Überzeugten aber kann es kein Wanken geben. Er muss seinen Weg zu Ende gehen. Dieser Weg kann den äußeren Anschein der totalen Niederlage, der größten Qualen und Demütigungen annehmen. Aber natürlich macht das erst den Unterschied:Das Vorbild muss durch die persönliche Kraft überzeugen.

Besonders pikant: Jene Volksmassen, für deren seelisches Heil sich der Überzeugte Jesus aufopfert, verleugnet ihn in Anbetracht der Gewalt der Macht – aus zwei Gründen: Aus Feigheit und gewohnte Unterwürfigkeit die Massen,aus Furcht und taktischen Erwägungen der Selbstbehauptung für spätere, Erfolg versprechendere Einsätze die unmittelbaren Jünger.

Der vorauseilende Gehorsam der Massen geht so weit, einen individuellen Verbrecher eher begnadigt zu verstehen als den gesellschaftlichen „Verbrecher“, der die bestehende Ordnung in Frage stellt.

Schön hierbei, dass der, der versteht, also Jesus, weiß, dass e verzeihen muss und kann.

Wichtig für die Geschichte ist das Motiv der Schuld. In dialektischem Sinne lädt natürlich jeder als Kind seiner Verhältnisse Schuld auf sich, hat aber „das Himmelreich“ verdient, wenn er sich von seiner Vergangenheit zu lösen vermag. Hier war das Urchristentum sogar weiter als viele Kommunisten: Man kann das „Himmelreich“ ja nur mit den Menschen errichten, die tatsächlich da sind. Und man kann nicht alles Glauben mit einem Schlag durch Wissen ersetzen.

Bevor Eva und Adam „Das Kapital“ lasen oder von Umwegen zu paradiesischen Zuständen

 

„Als Adam grub und Eva spann – wo war denn da der Edelmann?“ gewann als bundschuhlicher Spruch seinen Reiz sicher zuerst aus dem Reim und der einfachen bibelweltkonformen Metapher.

Vielleicht sogar ungewollt enthält sie mehrere tiefere Wahrheiten:

  1. Eine Arbeitsteilung, die auf Bedürfnisbefriedigung gerichtet ist, bedarf keine eigenständigen Herrschaftsschicht.
  2. Eine Arbeitsteilung, die auf Bedürfnisbefriedigung gerichtet ist, bedarf keiner Gewalt.

Nun habe ich allerdings eines eingeräumt: Innerhalb der „Urgesellschaft“ gab es Bedingungen, die die Entstehung von unterschiedlichen sozialen Klassen technisch ermöglichte und förderte. Das war eben in erster Linie all das, was ein eigenständiges Waffenhandwerk „notwendig“ erscheinen ließ: Das war in erster Linie die Überlegenheit der Natur (fremde Menschen inbegriffen) gegen die einzelnen Menschen(gruppen). Menschen sind universell, ihre Fähigkeiten, sich mit der Umwelt auseinanderzusetzen dagegen zeigen die Menschen immer körperlich unterlegen. Die Darwinsche Evolutionslehre jedoch sagt aus, dass jedes Lebewesen seiner spezifischen Anpassungsstrategie mittels Auslese der Angepasstesten durchsetzt. Also hätte die „Menschheit“ entweder untergehen müssen oder ihre Anpassungsstrategie- die Materialisierung von Verstand in Form von Werkzeug – per Auslese de Besten entwickeln. Sprich: Werkzeuge zur Selbstverteidigung und zur Jagd waren ursprünglich überlebensnotwendig, gewannen aber über ihre ständige Verbesserung einen gewissen Grad Verselbständigung.

Nun habe ich mir bisher Mühe gegeben, eine Entwicklungslinie der Menschheit bewusst auszuklammen, kann dies hier aber nicht mehr. Das Problem ist der Prozess der Selbst- und Welterkenntnis. Dabei ist der immer als Einheit von geistigem und sich vergegenständlichen / materialisierenden zu sehen, also immer die Beobachtung von Abläufen im Zusammenhang mit ihrer bewussten Veränderung. Der einfachste Begriff hierfür ist Werkzeug. Dies kann beim Finden von Nutzbarem beginnen, also einem Stein, und fortschreiten zur Veränderung dieses Steins in einer Art, dass er eine gewünschte Aufgabe besser erfüllt – dann nennt man das „Werkzeug“ Faustkeil. Der Übergang zur Aufspaltung in auch sozial unterschiedlich „bewertete“ Menschengruppen ist möglich seit der primitivsten „Werkzeugmaschine“, wenn also erstmals Mittel erdacht werden, die nicht mehr direkt zur Befriedigung eigener Bedürfnisse dienen, sondern auf die verbesserte Anfertigung solcher Mittel gerichtet sind. Hier sind geistige Prozesse voll vergegenständlicht.

Etwas Ähnliches vollzieht sich auf dem Gebiet der Erfahrung.

Die Umwelt als Ganzes zwingt die einzelnen Menschen als einzelne wie als Gruppe ständig zu Reaktionen. Ein Teil der Abläufe ist erklärbar aus einfacher Beobachtung. Das Raubtier ist sichtbar. Wer im Kampf siegt, hat gewonnen und darf fressen. Warum aber stirbt der eine und der andere nicht? Warum heilt die eine Wunde und die andere nicht? Woher kommen „Unwetter“, Regen usw.? Diese Fragen entzogen sich einer schlüssigen Beantwortung auf Basis reiner Beobachtung. Da notwendige Fragen aber unbedingt einer Antwort bedürfen, standen zwei Wege offen: Eine „Vervollständigung“ alles bekannten Wissens durch Mystik und die Verselbständigung der Erfahrungssammlung nach dem üblichen Prinzip von „try and error“, wobei „error“ als Wirken mystischer Kräfte „erklärbar“ war. Die Verselbständigung dieser mittelbar wichtigen „Forschung“ gebar „Medizinmänner“ (und zuerst -frauen), später Religionen.

Bevor Eva und Adam „Das Kapital lasen oder von Umwegen zu paradiesischen Zuständen (6)

Und hier stoßen wir auf einen Punkt, bei dem Engels einen Trugschluss von Karl Marx nachvollzieht: Marx ging nämlich davon aus, dass der Übergang von dieser Situation zur Sklaverei im dauerhaften Mehrprodukt begründet war. Nun ist aber „der Mensch“ von Anfang an in der Lage „Mehrprodukt“ zu erzeugen. Denn was ist das? Der Mensch ist in der Lage, mehr Güter herzustellen als zu seiner eigenen Reproduktion nötig ist. Mit anderen Worten, mehr zu erarbeiten, als er und seine „Familie“zum Überleben brauchen – denn darin besteht „der Wert der Ware Arbeitskraft“. Da schon im Frühstadion die Erwachsenen in der Lage gewesen sein mussten, für ihre Kinder mitzuarbeiten, müsste es also ausreichen, sie von ihrer „Familie“ zu trennen, damit sie diesen „Familienanteil“ihrem Besitzer abgeben konnten.
Wirklich beruhte ein Überlebensproblem des Römischen Reiches in seiner fortgeschrittenen Phase immer noch darauf, durch Expansion neue Sklaven zu brauchen, weil die sich nicht (ausreichend) aus sich selbst heraus reproduzierten.
Bedenken wir auch, dass vorher angedeutet wurde, dass der Anteil der Arbeitszeit an der Tageszeit im Urzustand nicht der überwiegende war, also unter Zwang hätte ausgedehnt werden können – selbst dann, wenn auch jede eigene Tätigkeit zur unmittelbaren eigenen Bedürfnisbefriedigung eingerechnet worden wäre.
Allerdings ist es für jemanden, der sich alles selbst macht, eine seltsame Vorstellung, nur darauf zu achten – richtiger: achten zu lassen – dass andere für ihn arbeiten. In dem Moment, in dem die Arbeitsteilung aber den Punkt immer weiter verwischt, an dem der Mensch aufhören könnte, seine Reproduktion zu sichern, weil er sie gesichert hat, entsteht für jenen kreativ denkenden Menschen der ständige Drang nach mehr – was für ihn ja kein Problem ist, denn er selbst arbeitet ja nicht so viel mehr.
Unser Spielbeispiel Speerproduzent weiß eben nun nur, dass er ein besseres Leben hat, wenn er mehr produziert. Wie viel mehr notwendig wäre, erfährt er erst NACH dem Produktionsprozess, wenn er nämlich seine Speere gegen von ihm wirklich benötigte Mittel zur Bedürfnisbefriedigung einzutauschen versucht – egal, ob das Nahrung oder Schmuck ist.
Das „Waffenhandwerk“ hat dieses Problem weniger. Wie bei der Jagd weiß man, dass man nichts auf einem fremden Markt tauschen muss, sondern die Beute ist da, sobald de Konkurrent erschlagen wurde (und es steht gar kein Problem mehr, wenn man selbst erschlagen wurde).
Die Voraussetzungen für eine allmähliche Verselbständigung dieses „Handwerks“ entwickelt sich mit der allgemeinen Arbeitsteilung überdurchschnittlich schnell. Allerdings musste etwas dazukommen, was notwendiges Nebenprodukt eines „Konkurrenzkampfes“ ist:
Die erste Regel war einfach „Der Stärkere gewinnt“. Das ist nur bedingt interessant, wenn man nicht weiß, ob vielleicht die anderen die Stärkeren sind. Nun führt aber jeder Konkurrenzkampf dazu, dass sich ein Stärkerer herauskristallisiert – der dann diese Stärke nutzt, um seine Position zu halten. Für unsere Situation heißt das: Derjenige (Stamm), der es riskiert, innerhalb einer „Arbeitsteilung“ mit der Fremde ringsherum sich am stärksten auf die Waffenbenutzung zu spezialisieren, hat die größten Aussichten, über alle anderen sinnvollen Arbeitsteilungen zu HERRSCHEN.

Bevor Eva und Adam „Das Kapital“ lasen oder von Umwegen zu paradiesischen Zuständen (5)

Wir stoßen dabei auf die Übergänge von Ge- und Missbrauch. Der Umfang von äußeren Bedrohungen nötigte unsere Urahnen, sich zu verteidigen, der Wunsch nach fleischlicher Nahrung trieb sie zur Jagd. Beides förderte die „Produktion“ von Waffen.
Lassen wir den Gedanken außer Acht, dass es fast nichts gibt, was sich nicht auch als Waffe verwenden ließe, so waren natürlich die Mittel, mit denen ein tierischer Futterkoloss erlegt werden konnte, dieselben, mit denen man die menschliche Konkurrenz um die besten Futterplätze beseitigen konnte. Bedenkt man den „normalen“ Kannibalismus, so ließen sich so sogar zwei Fliegen mit eine Klappe schlagen.
Gerade Friedrich Engels stürzt sich auf die Arbeit als Grundlage der Menschwerdung und die ständige Verbesserung der Arbeitsabläufe zur menschlichen Weiterentwicklung als Ganzes. Dabei ist klar, dass sich die größten Entwicklungssprünge dort vollzogen, wo Arbeitsteilungen immer neue Spezialisten hervorbrachten.
Und nun stelle man sich Folgendes vor: Jemand fertigt für sich und seine Jagd einen Speer. Er weiß genau, was er damit erreichen will. Er ist ihm Mittel zur Verteidigung und Jagd, damit also Mittel zur Befriedigung seiner offensichtlichen Bedürfnisse. Nun aber fertigt er so tolle Speere, dass andere Jäger die ihren lieber von diesem Mann fertigen lassen, als sich selbst daran schwer zu tun. Dafür sind sie (einmal angenommen, denn dann wird das Ganze lohnend) bessere Jäger und jagen für den einen mit. Es sei weiter angenommen, die Gruppe hört von eine Nachbargruppe, bei der es Schmuck gibt, mit dem besonders viel „Eindruck geschunden“ werden kann. Die kann man wiederum mit der überdurchschnittlichen Jagdbeute beeindrucken. Es beginnt sich ein gegenseitiges Interesse zu entwickeln. Das hat aber eine Besonderheit: Im Gegensatz zu allen vorigen inneren Beziehungen ist es nach draußen ausgeschlossen, die Bedürfnisse bzw. wenigstens deren Umfang abzuschätzen. Der Speerspezialist geht ein Risiko ein. Er fertigt Speere, was das Zeug hält, in der Erwartung, im Ausgleich dafür Speisen, Getränke, vielleicht bessere Werkzeuge, Schmuck usw. zu erhalten. Genug? Die richtigen?
Nun ist aber die Verfügung über einen Überschuss an Speeren einen großen Verführung: Warum soll man den Speer hergeben, um ein Lamm dafür zu erhalten, wenn man ihn dem Fremden auch in die Brust rammen kann? Dann hat man den Speer immer noch und das Lamm noch dazu – von der Portion Menschenfleisch ganz abgesehen …

Können Frauen dialektisch denken oder vom Unterschied, vom Kuchen etwas ab- oder ihn durchzuschneiden

Man stelle sich einen großen (langen) Marmorkuchen vor. Nimmt man ein Messer und schneidet ein Stück ab, so ist mathematisch richtig, dass mit einem Schnitt zwei Stücken entstanden sind.
Praktisch ist das natürlich Blödsinn. Keine Hausfrau (die auch ein Mann sein könnte) würde das so ausdrücken. Offensichtlich ist EIN Stück abgeschnitten und im Wesentlichen ist der Kuchen noch da. Ein Einspruch wäre höchstens von Liebhabern der Randstücke bzw. eines Schokoübergusses denkbar. Die sehen WESENTLICHE Veränderungen und sagen, jetzt gäbe es beim Rest nur noch ein Ende.
Einigen wir uns hier darin, dass auf der angeschnittenen Seite die äußere Fläche jeweils die neue Randfläche wird – was ab dem zweiten abgeschnittenen Stück auch stimmt.
Grinsend sage ich: Das Abschneiden des ersten Stücks ist die erste Revolution und die einfache Negation. Von nun an ist der Kuchen nicht mehr ganz. Was nun folgt, ist Evolution. Relativ unmerklich wird der Restkuchen kleiner – und zwar unvermeidlich. Der (männlichen?) Hausfrau bleiben zwei Möglichkeiten, sich dieser Unvermeidlichkeit der Entwicklung – deren Ende absehbar ist – entgegenzustemmen:
Die herrlich doofe wäre, den zweiten ursprünglichen Rand gleich abzuschneiden und zu sagen, nun gibt es kein Ende mehr, dem die Entwicklung entgegensteuern könnte. Die mathematisch interessantere wäre, von Mal zu Mal (grins: Mahl zu Mahl) die abgeschnittenen Stücke zu verkleinern. Theoretisch könnte das dann immer so weiter gehen. Praktisch schlägt der Vorgang früher oder später in eine neue Qualität um: Es lassen sich keine Stücke mehr abschneiden, sondern nur noch Krümel abteilen, sprich: der verbliebene kleine Rest aufteile,.
Da haben wir nun die nächste Revolution erlebt, die „Negation der Negation“: Es ist kein Kuchen mehr da. Das sieht aus wie der Zustand vor dem Kuchen, ist es aber nicht, denn wahrscheinlich sind die Kuchenesser satt und bestimmt haben sie nun das Wissen, wie Marmorkuchen schmeckt.
Nun kommen die Herren, die fragen, was ich damit sagen will. Dialektisch denken … schön und gut, aber auf die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft bezogen? Die Urgesellschaft als Zeit vor dem Kuchen? „Klassengesellschaften“ als Zeit des Kuchens? Und Kommunismus ist, wenn der Kuchen weg ist?
Na, vielleicht könnte man sich die uns umgebende „Natur“ als Kuchen vorstellen. Am Anfang der Menschheit gab es eigentlich keine, weil die Menschen vollständig Teil dieser Natur waren – und wozu sollte man etwas einen Namen geben, solange es nichts anderes gibt, von dem es zu unterscheiden wäre? – und zum Schluss gibt es nur noch „Natur“, die vom Menschen gemacht wurde (was deshalb natürlich selbst dann, wenn sie genauso aussähe, keine „Natur“ mehr wäre – oder es ist wirklich alles Leben zerstört.
Aber etwas dialektische Fantasie sollte man schon entwickeln … und den Ofen vorheizen für den nächsten Kuchen …

Bevor Eva und Adam „Das Kapital“ lasen oder von Umwegen zu paradiesischen Zuständen (4)

Es ist mir wichtig, deutlich zu machen, dass „Arbeitsteilung“ nicht automatisch eine Warenwirtschaft mit Tauschgeschäften auf Basis eines „Wertes“ zur Folge haben muss. In unserer Ur-Gesellschaft kennt im Wesentlichen jeder die Bedürfnisse des anderen und geht auf sie ein, als seien sie seine eigenen – nicht zuletzt deshalb, weil sie es wirklich sind: Weder kann der einzelne eine Fleischportion Marke Mammut allein erbeuten noch könnte er, sollte er doch in ihren „Besitz“ kommen, viel mit ihr anfangen. Nach ein paar Fressorgien würde die Hauptmasse sinnlos vergammeln und unser Adam hätte Bauchweh. In der Gruppe aber hat jeder etwas davon.
Amüsanterweise gibt es heute schon begründete spekulative Schätzungen, dass die Mitglieder der Ur-Gemeinschafts-Gruppen etwa vier Stunden täglich zur Befriedigung elementarer Grundbedürfnisse verbrauchten. Der weitaus größere Teil ihrer Tageszeit gehörte verschiedensten Formen der „Geselligkeit“, aus denen sich später. Kultur und die Künste herausschälten. Das ist leicht nachvollziehbar: Was ist zweckmäßiger, als nach der erfolgreichen Erlegung eines Mammuts (o.ä.) zur Freude darüber, erst einmal eine Weile satt zu sein, einen Tanz um die Beute zu vollführen und dazu Geräusche zu produzieren, die die Freude anderen zugängig machten? Schon Affen kennen Umrahmungshandlungen für Kopulationen, egal ob gegenseitige Körperpflege oder Geschenke im weitesten Sinne, mit denen man sich lange Zeit beschäftigen kann.
Noch immer gab es innerhalb der einzelnen Gruppe (im Wesentlichen) nur Handlungen, die zur Erhöhung des allgemeinen Wohlbefindens geeignet waren.
Ich will hier nicht die Faulheitsstories der Südseeinseln aufwärmen, wo anscheinend die Bewohner es sich den überwiegenden Teil des Tages wohl ergehen ließen … und sonst gar nicht. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dies die üblichen „menschlichen“ Verhältnisse waren. (Weshalb man die Ur-Menschen nicht beneiden muss, denn viele Möglichkeiten hatten und kannten sie einfach nicht, und ihre meisten Lebensrisiken waren im engsten Sinne Fragen von Leben und Tod.)
Wahrscheinlich vollzog sich deshalb die menschliche Höherentwicklung besonders dort, wo relativ kurzfristig eine schwerwiegende natürliche Herausforderung auftauchte. Grenzerfahrungen, besonders solche, wo es den Menschengruppen innerhalb eines kurzen Zeitraums deutlich besser ging.
Im Gegensatz zum Marxschen Wissenstand können wir heute davon ausgehen, dass es auch regionale Ackerbaugesellschaften gegeben hat, die sich einer Scheidung in Klassen entzogen bzw. wie im Fall von Catal Hüyük sich dieser sogar vorsätzlich (und relativ lange erfolgreich) entgegenstellten.
Wir wollen ja fragen, was nötig war (und ist), um ein Produkt oder eine „Leistung“ in eine „Ware“ zu verwandeln, um fragen zu können, wann (oder ob überhaupt) eine Rückverwandlung möglich ist … und ob die Verhältnisse, die damit entstünden für uns wünschenswert sind. (Denn es wäre wohl affig, sich uns in eine Neandertalergesellschaft zurück zu wünschen…)

Bevor Eva und Adam „Das Kapital“ lasen oder Von Umwegen zu paradiesischen Zuständen (3)

Im Gegensatz zu solch einer Wissenschaftsschrift erlaube ich mir einen anderen Weg.
Ich stelle die Behauptung in den Raum, dass vor jedem Tun (oder dahinter, was nur eine Frage der Sichtweise ist) ein Bedürfnis steht, richtiger, der Wunsch, ein solches zu befriedigen.
Nehmen wir also den Mensch Null, egal, ob wir den nun Adam oder Robinson nennen.
Dessen Lebenskreislauf ist klar überschaubar. Er möchte satt sein, und zwar ohne längere Hungerphasen zwischendurch. Er möchte nicht von Durst gepeinigt sein. Er möchte nicht frieren, krank sein und sicher sein, dass nicht umgekehrt ein Tier ihn zum Mittel macht, satt zu werden. Er möchte schöne abwechslungsreiche Augenblicke genießen und, wenn möglich, auch seinen Speise- und Gestaltungsplan abwechslungsreich gestalten.
Alles, was er an Bedürfnissen hat, braucht er nicht abzumessen – es sind ja seine eigenen. Alles, was er befriedigt und wie, liegt in seinem Ermessen – und im „Fond“ seiner Lebenstage (selbst, wenn er auf Schlaf verzichtete, könnte er nicht mehr als 24 Stunden täglich tätig sein, um Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn er also etwas nicht schafft, muss er Kompromisse mit sich selbst schließen: Sagen, Essen und Trinken geht vor. Erst wenn er satt ist und ein paar Reserven angelegt hat, kann er etwas bauen, was ihn vor Wetterunbilden und Raubtieren schützt – oder, wenn es zu kalt ist, muss er eben hungern, um nicht zu erfrieren.
Wir sind noch dabei, dass unser Null-Mann alles selbst macht.
Im Prinzip verändert sich nicht viel, wenn dieser Null-Mann feststellt, dass es etwas gibt, was er nicht kann, was aber auch ein elementares Bedürfnis ist: Im weiteren Sinne lange bis ewig leben. Das zu bewerkstelligen reicht seine Grundeigenschaft, Mann zu sein, nicht aus. Dazu muss er mehrere ihm von der Natur auferlegte „Arbeitsteilungen“ anerkennen. Er „verewigt“ sich nur dadurch, dass er sich mit einer gebärfähigen Eva vereint und diese ausreichend pflegt, dass sie ihm den Nachwuchs lebensfähig macht. (Hinweis an sich über diese Formulierung ärgernde „Feministinnen“: Wir befinden uns in der Zeit, in der Muttermilch unersetzlich war.) Der Robinson auf seine Insel stirbt unausweichlich nach relativ kurzer Zeit nachfolgerlos, wenn er sich nicht wenigstens einer kleinen Gesellschaft anschließen konnte. und vermag auch aus diesem Grund allein kein Modell für einen Lebenskreislauf zu liefern.
Bei dem Paar mit seinen Nachkommen sieht das schon anders aus:
Im Prinzip wissen die entscheidenden Teile der „Gesellschaft“ (Mutter und Vater) noch immer voneinander, was sie für Bedürfnisse haben und mit ausreichender Wahrscheinlichkeit auch, wie sie diese befriedigen können. Gut, es kommt ein neues Bedürfnis hinzu, einander zu gefallen und / aneinander Gefallen haben, und die Möglichkeit des Irrtums ist gegeben, aber (wie gesagt: Im Prinzip) es gilt weiter, dass alles Tun von einem bekannten Bedürfnis ausgeht und direkt auf die Befriedigung dieses Bedürfnisses gerichtet ist. (Wir sollten nur festhalten, dass wir hier das Bedürfnis des Partners wie das eigene ansehen und ansehen können. Das ist insofern wichtig, weil die Ur-Gemeinschaften ja nicht aus einer Familie, sondern aus einer „Sippe“ / Gruppe o.ä. bestanden.)