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Bevor Eva und Adam „Das Kapital“ lasen oder von Umwegen zu paradiesischen Zuständen

 

„Als Adam grub und Eva spann – wo war denn da der Edelmann?“ gewann als bundschuhlicher Spruch seinen Reiz sicher zuerst aus dem Reim und der einfachen bibelweltkonformen Metapher.

Vielleicht sogar ungewollt enthält sie mehrere tiefere Wahrheiten:

  1. Eine Arbeitsteilung, die auf Bedürfnisbefriedigung gerichtet ist, bedarf keine eigenständigen Herrschaftsschicht.
  2. Eine Arbeitsteilung, die auf Bedürfnisbefriedigung gerichtet ist, bedarf keiner Gewalt.

Nun habe ich allerdings eines eingeräumt: Innerhalb der „Urgesellschaft“ gab es Bedingungen, die die Entstehung von unterschiedlichen sozialen Klassen technisch ermöglichte und förderte. Das war eben in erster Linie all das, was ein eigenständiges Waffenhandwerk „notwendig“ erscheinen ließ: Das war in erster Linie die Überlegenheit der Natur (fremde Menschen inbegriffen) gegen die einzelnen Menschen(gruppen). Menschen sind universell, ihre Fähigkeiten, sich mit der Umwelt auseinanderzusetzen dagegen zeigen die Menschen immer körperlich unterlegen. Die Darwinsche Evolutionslehre jedoch sagt aus, dass jedes Lebewesen seiner spezifischen Anpassungsstrategie mittels Auslese der Angepasstesten durchsetzt. Also hätte die „Menschheit“ entweder untergehen müssen oder ihre Anpassungsstrategie- die Materialisierung von Verstand in Form von Werkzeug – per Auslese de Besten entwickeln. Sprich: Werkzeuge zur Selbstverteidigung und zur Jagd waren ursprünglich überlebensnotwendig, gewannen aber über ihre ständige Verbesserung einen gewissen Grad Verselbständigung.

Nun habe ich mir bisher Mühe gegeben, eine Entwicklungslinie der Menschheit bewusst auszuklammen, kann dies hier aber nicht mehr. Das Problem ist der Prozess der Selbst- und Welterkenntnis. Dabei ist der immer als Einheit von geistigem und sich vergegenständlichen / materialisierenden zu sehen, also immer die Beobachtung von Abläufen im Zusammenhang mit ihrer bewussten Veränderung. Der einfachste Begriff hierfür ist Werkzeug. Dies kann beim Finden von Nutzbarem beginnen, also einem Stein, und fortschreiten zur Veränderung dieses Steins in einer Art, dass er eine gewünschte Aufgabe besser erfüllt – dann nennt man das „Werkzeug“ Faustkeil. Der Übergang zur Aufspaltung in auch sozial unterschiedlich „bewertete“ Menschengruppen ist möglich seit der primitivsten „Werkzeugmaschine“, wenn also erstmals Mittel erdacht werden, die nicht mehr direkt zur Befriedigung eigener Bedürfnisse dienen, sondern auf die verbesserte Anfertigung solcher Mittel gerichtet sind. Hier sind geistige Prozesse voll vergegenständlicht.

Etwas Ähnliches vollzieht sich auf dem Gebiet der Erfahrung.

Die Umwelt als Ganzes zwingt die einzelnen Menschen als einzelne wie als Gruppe ständig zu Reaktionen. Ein Teil der Abläufe ist erklärbar aus einfacher Beobachtung. Das Raubtier ist sichtbar. Wer im Kampf siegt, hat gewonnen und darf fressen. Warum aber stirbt der eine und der andere nicht? Warum heilt die eine Wunde und die andere nicht? Woher kommen „Unwetter“, Regen usw.? Diese Fragen entzogen sich einer schlüssigen Beantwortung auf Basis reiner Beobachtung. Da notwendige Fragen aber unbedingt einer Antwort bedürfen, standen zwei Wege offen: Eine „Vervollständigung“ alles bekannten Wissens durch Mystik und die Verselbständigung der Erfahrungssammlung nach dem üblichen Prinzip von „try and error“, wobei „error“ als Wirken mystischer Kräfte „erklärbar“ war. Die Verselbständigung dieser mittelbar wichtigen „Forschung“ gebar „Medizinmänner“ (und zuerst -frauen), später Religionen.